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Nervensystem

Das größte Potential an Entwicklungsmöglichkeiten unserer Persönlichkeit bietet das Gehirn, in jedem Alter. Neurobiologische Forscher haben bewiesen, dass unser Gehirn lebenslang situations- und interaktionssensibel ist. Unsere Emotionalität, soziales Verhalten und unsere Intelligenz sind durch die neuronale Plastizität des Gehirns fast altersunabhängig formbar.

Es ist auch bekannt, dass es im Gehirn undifferenzierte Stammzellen gibt, die sich noch in späteren Lebensphasen zu Nervenzellen umwandeln können. Es findet ein ständiger dynamischer Umbauprozess in unseren Gehirnen statt. Gerald Hüther schätzt die Altersobergrenze auf ca. 80 bis 85 Jahren.

Unser Gehirn lässt sich in drei Teile einteilen:

  1. Das Stammhirn oder auch das Reptilienhirn oder auch das Ur-Hirn.
  2. Das limbische System oder auch Altsäugerhirn oder auch Mittelhirn.
  3. Die Großhirnrinde mit Amygdala und anderen tiefen Teilen.

Bis ins hohe Alter ist unser Gehirn also fähig, neues zu Lernen.

Das Psychische entsteht im Gehirn durch die Interaktionen der Großhirnrinde mit zahlreichen limbischen Zentren. Unser Bewusstsein ist unabdingbar mit der Aktivität in bestimmten Zentren der Großhirnrinde verbunden. Der Hippocampus und die Amygdala teilen sich die unbewusste Konstruktion des Ichs und der Gefühlskontrolle im Besonderen.

Die Hippocampus-Formation ist einzigartig in ihrer Anfälligkeit für starke emotionale Stressoren. Eine stimulierende Umgebung wirkt als Signal für die Aktivierung zahlreicher Gene. Angekurbelt werden vor allem jene von Nervenwachstumsfaktoren. Sie steuern die Entwicklung von Neuronen, die für die Entwicklung der Persönlichkeit notwendig sind. Ein Beispiel für die Genregulation ist die Aktivierung von „Stressgenen“ im Hirnstamm – im Hippocampus und im Hypothalamus.

Starke Stressbelastungen zeigen jedoch nicht nur Soforteffekte, sie haben auch Potenzial, die Biologie, die Epigenetik des Gehirns langfristig zu verändern. So kann sich zum Beispiel ein Trauma tief in die neurobiologischen Mikrostrukturen bestimmter Zentren eingraben. Insbesondere in jene der Mandelkerne (Amygdala). Bestimmte Synapsen, an denen die Nervenzellen der Mandelkerne untereinander Botenstoffe austauschen, verstärken sich unter dem Einfluss eines Traumas.

Neurobiologen machten die Entdeckung, dass körperliche Zuwendung im Gehirn das Anti-Stressgen und das Hormon Oxytocin aktiviert. Je nachdem, wie viel Zuwendung wir in der Kindheit erhalten haben, dementsprechend stressresistent können wir sein.

Dies ist nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen jedoch nicht nur beschränkt auf die Zuwendung, die wir in unserer Kindheit erfahren haben. Auch alle heutigen Lebensumstände, die wir in unserem Leben vorfinden, haben Einfluss auf unseren gesamten Körper, einschließlich unserer Gene. Ein gutes soziales Umfeld, wohlwollende, förderliche Freunde und Bekannte, gute Ernährung, ausreichend Schlaf, verfolgen von Dingen, die einem Freude bereiten, und noch vieles mehr können sich nach neueren Erkenntnissen auch auf genetische Dispositionen in jedem Fall auf unserer Gesundheit positiv auswirken.

Ebenso können Gendefekte einen Einfluss auf eine weniger gut ausgeprägte Stressresistenz haben.

Aber zurück zur Amygdala. Bei einer Stressreaktion stimuliert unser Gehirn die Körperorgane über das vegetative Nervensystem. Bei einer Bedrohung wird die Amygdala über die Hypothalamusachse aktiviert. Die Amygdala ist ein wichtiges Organ. Sie ist für die Abwehr von möglichen Gefahren zuständig.

Unser vegetatives Nervensystem besteht aus dem Parasympathikus (Ruhen und Verdauen) und dem Sympathikus (Kämpfen und Flüchten) und dem Eingeweidenervensystem. Der Parasympathikus verlangsamt z. B. den Herzschlag, die Atmung usw. Der Sympathikus aktiviert, unser Herz schlägt schneller, die Pupillen erweitern sich, die Atmung beschleunigt sich und die Blutgefäße verengen sich beispielsweise.

Je nach Stressor gibt es eine spezifische Reaktion. Zum Beispiel als Reaktion auf Kälte eine Gänsehaut.

Es kann aber auch eine unspezifische Reaktion geben. Diese aktiviert den Hypothalamus und der das endokrine System. Wird dieses System bei Belastung aktiviert, beeinflusst es den gesamten Körper und auf Dauer kann es den Körper sogar schädigen.

Stress spielt bei vielen Erkrankungen eine Rolle. Je intensiver und langandauernder der Stress, desto schädigender kann er sich auf unseren Körper auswirken. Umgekehrt kann uns natürlich auch eine Krankheit sehr viel Stress erzeugen und wir befinden uns in einem Perpetuum Mobile.

Auch bei einer Urtikaria kann Stress ein Verstärker sein. Er lässt unseren Cortisol Spiegel ansteigen und der Körper bildet Histamin. Mit Histamin verbinden viele Menschen etwas Negatives. Dabei ist der Botenstoff für viele wichtige Prozesse im Körper verantwortlich. Er sorgt beispielsweise dafür, dass wir einen ausgeglichenen Schlaf-Wach-Rhythmus haben oder regelt die Magensäureproduktion. Histamin wehrt aber auch alle Arten von Fremdlingen in unserem Körper ab.

Manchmal hören wir von den behandelnden Ärzten, dass wir den Stress in unserem Leben reduzieren sollen oder gar müssen.

Und dann stehen wir vor der großen Frage: Wie soll ich das machen?

Häufig können wir an den äußeren Lebensumständen oder Bedingungen in unserem Leben nichts ändern. Natürlich wird es an der einen oder anderen Stelle die Möglichkeit geben, an verschiedenen Stellen die Schrauben zu drehen. In der Regel reicht das nicht aus.

Worauf wir jedoch sehr wohl Einfluss haben, ist die Art und Weise, wie wir auf Stress reagieren. Dieses Reagieren lässt sich mit unterschiedlichen Methoden trainieren. Diese Methoden stellen wir Euch in der Hauptübersicht vor.

Wichtig im Zusammenhang mit Urtikaria und Stress ist noch zu wissen, dass alles für uns gut ist, was unser Immunsystem hilft, auszubalancieren.

Es gibt viele verschiedene Krankheiten, die mit einer erhöhten Stressbelastung assoziiert sind. Das sind zum Beispiel Magen/Darmbeschwerden, Infekte, Atemwegserkrankungen, Allergien, Migräne/Kopfschmerz, Kardiovaskuläre Erkrankungen, Bluthochdruck, Arteriosklerose, Rückenschmerzen, sexuelle Funktionsstörungen, Tinnitus, verspannte Muskulatur und psychische Probleme.

Autorin: Silvie Gross, Psychologische Beraterin, systemisch-kunsttherapeutische Supervisorin, Dipl. Wirtschafts- und Sozialtrainerin

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